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Willkommensklassen an der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule

Historie

Seit dem 06. Februar 2012 sind an der Bruno-H.-Bürgel-Schule sogenannte Willkommensklassen eingerichtet.

Es handelt sich um Sprachlernklassen für Kinder, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, um am Regelunterricht teilzunehmen. In kleinen Gruppen von max. 12 Kindern lernen die Kinder täglich den Umgang mit der deutschen Sprache.
Die Kinder der Willkommensklassen bleiben so lange dort, bis davon ausgegangen werden kann, dass sie erfolgreich in Regelklassen integriert werden können. Dann werden sie in der Schule ihres Einzugsgebietes in eine Regelklasse aufgenommen.

Aktueller Stand

An der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule existieren zur Zeit 4 Lerngruppen für Kinder ohne Deutschkenntnisse. In diesen Lerngruppen werden zur Zeit 46 Kinder aus  7 Nationen unterrichtet. Eine dieser Lerngruppen ist speziell für die Lernanfänger (SAPH) eingerichtet werden.

Umsetzung des Bildungsauftrages an der Bruno-H.-Bürgel -Grundschule für Willkommenskinder

Der Süden des Bezirks Tempelhof-Schöneberg hat aufgrund der Lage des Heimes Marienfelde eine große Zahl von Kindern ohne Deutschkenntnisse zu versorgen. Deshalb können die Einschulungsbereiche der Grundschulen nicht eingehalten werden. Das Schulamt steuert die Zuweisung der Willkommenskinder zu den Standorten der Willkommensklassen, um eine relativ ausgeglichene Verteilung zu erreichen. Außerdem hat sich diese zentrale Steuerung als Kontrollinstrument gegen Doppelanmeldungen und ähnliches bewährt. Unsere Schule hat ca. 3/4 Kinder ohne Deutschkenntnisse, die nicht zu unserem Einschulungsbereich gehören. Diese sollen  nach ca. einem Jahr in eine Regelklasse ihres Einschulungsbereiches aufgenommen werden.

Zuvor werden sie in einer der vier Lerngruppen, die nach Alter und Leistungsstand eingeteilt und nach bedarf auch gewechselt werden, intensiv in der deutschen Sprache und Grundqualifikationen geschult. Parallel hierzu nehmen die Kinder, sofern die Voraussetzungen (Alter, Reife, Zuverlässigkeit) gegeben sind, am Schwimmunterricht der dritten Klassen, der Fahrradausbildung der vierten Klassen und dem regulären Sportunterricht unserer Klassen teil. Bei schulischen Veranstaltungen wie Feiern, Aufführungen  oder AGs können sie ebenso teilnehmen wie von Seiten der Schule darauf gedrungen wird, dass möglichst viele Kinder in der Hort gehen.

Nach ca. einem Dreivierteljahr in der Lerngruppe erhalten die Kinder einen Gaststatus in einer alters- bzw. lernstandsangemessenen Regelklasse. Dies bedeutet, dass sie zuerst täglich zwei Unterrichtsstunden am Regelunterricht teilnehmen. Hier wird versucht zu Beginn auf die besonderen Interessenlagen der Kinder (zum Beispiel Kunst, Musik, Mathematik) Rücksicht zu nehmen, damit sie schnell Erfolgserlebnisse haben. Sofern die Kinder aus unserem Einschulungsbereich sind oder aus besonderen Gründen bei uns bleiben wollen (und wir dies ermöglichen können), wird der Gaststatus über mehrere Wochen ausgedehnt bis die Kinder  komplett in die Regelklasse wechseln. Für Kinder aus anderen Einschulungsbereichen wird der Kontakt zur "Heimatschule" hergestellt und abgesprochen, wann der Wechsel erfolgen soll.

Besondere Maßnahmen vor dem Übergang zur Oberschule:

Sofern Kinder in eine Regelklasse erfolgreich integriert wurden und sich durch  großes Engagement auszeichnen, wird für sie in der sechsten Klasse eine gesonderte Sprachförderung angeboten um die noch bestehenden Defizite in der Schriftsprache soweit zu reduzieren, dass sie erfolgreich ein Gymnasium bzw. eine Sekundarschule absolvieren können. Hier bestehen große probleme, da die Kinder nicht die üblichen Übergangsvoraussetzungen erfüllen (fehlendes Gutachten, da im ersten Halbjahr noch keine Noten gegeben wurden).

Kinder, die nicht lange genug in unserer Lerngruppe waren, um in eine Regelklasse integriert zu werden, geben wir  an eine Willkommensklasse in der Oberschule ab, sofern sie für die Grundschule zu alt sind. Die Zuweisung erfolgt hier durch das Schulamt. Für den Schultyp geben unsere Lehrkräfte eine Empfehlung ab.

Bestehende Schwierigkeiten

Sprache

Aufgrund der vielfältigen Herkunft unserer Willkommenskinder und den sehr geringen Sprachkenntnissen der Eltern gibt es immer wieder große Probleme bei der Verständigung. An der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule haben wir zur Zeit das Glück, Kolleginnen mit weitreichenden Sprachkenntnissen zu beschäftigen, so dass mit den meisten unserer Eltern eine Verständigung möglich ist. Ohne ihre Unterstützung wären die Probleme so wie in den früheren Jahren sehr groß. Schulen mit Willkommensklassen müssen dieses elementare Problem selbstständig lösen.

Kinder mit besonderen Unterstützungsbedarf

Unter den Kinder ohne Deutschkenntnisse ist ein nicht geringer Anteil von Kindern mit Entwicklungsdefiziten (körperl.-motorisch oder auch geistiger Art) oder  traumatischen Erfahrungen, die sie in ihrer Heimat machen mussten.

Sofern Gutachten vorliegen, sind diese in der Regel in der Heimatsprache, eine Übersetzung bedeutet Kosten für die niemand aufkommen möchte oder kann. Eine Überprüfung auf Sonderpädagogischen Förderbedarf scheitert, wenn denn ein Antrag gestellt wird, in der Regel an der Sprachbarriere. Die Schule muss zur Zeit auch dieses Problem allein bewältigen.

Kultureller Hintergrund

Ein weiteres Problem stellt der kulturelle Hintergrund dar. Religiöse Überzeugungen hindern manche Kinder in bestimmten Phasen am regelmäßigen Schulbesuch. Auch haben viele Kinder für ihr Alter große Bildungsdefizite, weil sie zuvor keine Schule regelmäßig besuchten (besuchen konnten?).

Ebenso ist die Einhaltung von Zeiten (zur Abholung der Kinder) durch die Eltern ein Problem. Es ist ihnen unverständlich, dass Kinder, die keinen Betreuungsvertrag haben, die Schule um 13:30 Uhr verlassen,  also abgeholt werden  müssen. Es kommt immer wieder vor, dass Eltern erst um 14:30 oder 15:00 Uhr kommen.  Die Schule versucht die Eltern davon zu Überzeugen, dass ein Hortvertrag nicht nur aus diesem Grund sehr sinnvoll ist.

Trotz dieser aufgelisteten Schwierigkeiten kommen die allermeisten Kinder aus den Willkommensklassen sehr gerne in die Schule und lernen mit viel Freude und Interesse. Ein Beleg hierfür ist die große Zahl von Kindern, die an unserer Schule bleiben (wollen) und nach spätestens einem Jahr erfolgreich in eine Regelklasse integriert werden  können.

Der aktuelle Stand

Die Arbeit der Bruno-H.-Bürgel-Schule fand im letzten Schuljahr eine große Anerkennung sowohl in der Senatsverwaltung , als auch in den Medien (siehe auch die Rubrik: Die Schule von außen). Viele Lehrkräfte, die neu mit dieser Aufgabe betraut werden , fragen unsere erfahrenen Kolleginnen um Rat, Student*Innen helfen unentgeltlich und schreiben anschließend ihre Abschlussarbeiten über ihre Erfahrungen.

All dies bestärkt uns auf dem richtigen Weg zum Wohle der Kinder zu sein. Um unsere Erfahrungen weiterzugeben und auch uns weiter zu entwickeln, arbeiten wir mit Schulbuchverlagen zusammen um ihre Materialien zu optimieren bzw. mit Universitäten zusammen um unsere Arbeit zu evaluieren. Dies beschränkt sich natürlich nicht nur auf den Bereich der Willkommensklassen, aber wenn es um die Arbeit mit Kindern ohne Deutschkenntnisse geht, können wir uns mit Stolz als die Vorreiter der Entwicklung bezeichnen.

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